Migräne:mal andere Fakten

Begonnen von Ann, 18:41, 19.08.2011

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Ann

Mal was anderes zum thema migräne  :)


10 Fakten über Migräne ...
von Markus A. Dahlem, 17. August 2011, 13:57

... im Internet vor einem ökonomischen Hintergrund. Wie kommt man an €25 Millionen?

1. Goggle findet 6.310.000 Ergebnisse zu Migräne.

2. 5834 Wörter hat der deutsche Wikipedia-Artikel über Migräne. In 49 Sprachen gibt es Artikel zu Migräne.

3. Die ersten drei Vervollständigungen bei der Google-Suche nach Migräne sind "Symptome", "mit Aura" und "Aura"

4. Die Domain //www.migräne.de gehört Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. und wird für Werbung für Thomapyrin® genutzt.

5. Laut Googles Ngram-Suche ereicht Migräne um 1900 einen Spitzenwert von 0.00018% der erst wieder vor wenigen Jahren erreicht wurde.

6. Die facebook-Gruppe "Migräne ist ein Arschloch" wird 339 mal geliked und ist damit (schon) eine der populärsten deutschen Seiten in facebook zu Migräne.

7. Für 880.624,00 € bekommt am im Internet versandkostenfrei ein Magnetfeldtherapiegerät, was sich zum Glück als Druckfehler erweist. Aber bis zu 5.916,00 € kann man auf einmal für eine fragwürdige Therapie ausgeben ... (ohne Link, ist ja klar).

8. Amazon.de liefert 8.051 Ergebnissen bei der Suche nach Migräne (eingeschränkt auf Haustiere: keine Treffer. Puh.).

9. Google-Suche nach Migräne auf der F.A.Z. (Domain faz.net) liefert 238 Ergebnisse, die taz 336 (Domain taz.de), die Zeit 344 und die Süddeutsche (Domain sueddeutsche.de) 1.090 Ergebnisse (Ist der Fön in Süddeutschland Schuld?).  

10. Google-Suche nach Migräne auf ScienceBlogs.de: 104 Ergebnisse, SciLogs: 236 Ergebnisse. Ha!

Das waren nun ein paar recht lose Fakten wie Migräne im Internet vertreten ist, keine Fakten über die Krankheit selbst*. Ich widerstand der Versuchung, vergleichbare Zahlen über andere Krankheiten daneben zu stellen, denn sie sind genau das nicht: vergleichbar. Zwar habe ich mir z.B. in Wikipedia die Seiten über Krebs und Epilepsie angesehen und weiteres analog zu der Aufzählung oben. Doch letztlich ging es nie darum Krankheiten gegeneinander auszuspielen.

Mir stellt sich aber die Frage: Warum ist Migräne so oft im Internet vertreten?

Vor dem Hintergrund der ökonomischen Bedeutung ist klar: Migräne ist ein großer Markt in dem auch Betroffene Therapien aus der eigenen Tasche bezahlen (im Gegensatz zu vielen anderen Krankheiten, wo dies viel seltener geschieht). Es helfen sich viele Betroffene also selbst und suchen im Internet nach Tipps. Unter anderem wohl auch in meinem Blog. Ab wann aber ist das nicht mehr ratsam? Wann wird die Suche zum Zeitfresser für Hypochonder? Wo gibt es gute Tipps?

Zur ersten Frage gibt es gemeinsame Empfehlungen der Deutschen Migräne und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft (ÖKSG) und der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft (SKG) zur "Selbstmedikation bei Migräne und beim Kopfschmerz vom Spannungstyp. Dort werden u.a. 11 Punkte aufgelistet, wann ein Arztbesuch ratsam ist. Ein Zwölfter wird angefügt und nur dieses will ich hier aufführen: Im Zweifelsfall ist immer ein Arztbesuch anzuraten.

Übrigens, mit Selbstmedikation ist heute leider nicht mehr nur Acetylsalicylsäure (ASS auch bekannt als Asperin), Ibuprofen oder Paracetamol gemeint. Mit der Entscheidung 2006 einige Triptane wie Naratriptan aus der Rezeptpflicht zu entlassen wird nicht nur den Apothekern die Kontrollfunktion übertragen sondern es werden auch Kosten verlagert, hin zum Betroffenen.

Wie gross ist der Markt?

Die Kosten pro Erkrankungsfall werden in Europa zwischen €133–1030 beziffert [1], das sind aber nicht die Kosten, die der einzelne persönlich trägt. Es gibt ebenso Abschätzungen zu den Kosten der Selbstmedikamentation wobei dort dann wohl nicht das oben erwähnte Magnetfeldtherapiegerät enthalten ist. Aber nehmen wir der Einfachheit halber an, jeder Migräneleidende zahlt €10 pro Jahr aus der eignene Tasche (was sagen meine Leser dazu?) und nehmen wir eine Prävalenz von nur 10% und nur die Erwachsenen zwischen 20-60 Jahren, also ca. 50% der Einwohner in Deutschland (ca. 80 Millionen).

Jetzt noch die Einschränkung auf das Internet. 68 Prozent der erwachsenen Deutschen sind online, wovon übrigens bereits 2006 ca. 7 Prozent online rezeptfreie Medikamente zu kauften. Das ergibt ein Volumen von  €25 Millionen.  

Da wollen viele was von ab haben und einige erschaffen Webseiten zu diesem Zweck. Goggle findet 6.310.000 Ergebnisse zu Migräne. Aber das wussten Sie ja schon.

Anmerkung

Hiermit begrüßen möchte ich heute den neuen Mitblogger auf SciLogs: Frank Wiebe mit seinem neuen Blog Gute Geschäfte, der sich dort mit ethischen und finanziellen Aspekten der Marktwirtschaft befasst.

Fußnote

*Man findet solche "Zehn Fakten über Migräne"-Seiten über diese Krankheit (wie z.B. in der Zeitschrift Focus, die ich bewusst nicht verlinke). Es wird dort dann immer eine komplexe Krankheit auf weniges reduziert, meist geht es um ordinäre Werbung. Die Focus-Seite, welche letztlich eben nicht mit hilfreichen Infos berauscht, wird z.B. von 232 anderen Seiten immer mit dem gleichen Titel verlinkt, ansonsten ist dort nur Werbung.  

http://www.scilogs.de/blogs/blog/graue-substanz/2011-08-17/10-fakten-ueber-migraene
Liebe Grüße Ann