Migräne: Artikel von M.Dahlem

Begonnen von Ann, 17:01, 13.10.2013

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Ann

Und wieder mal was von markus dahlem:  :)


Wenn man nur eine Sache über Migräne weiß dann diese

10. Oktober 2013 von Markus A. Dahlem in Allgemein, Migräne

Laut der neusten Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die globale Gesundheitsbelastung (Global Burden of Disease Study) ist Migräne weltweit für fast 3% der Behinderungen verantwortlich. Damit befindet sich Migräne an achter Stelle der am schwersten belastenden Krankheiten, auf Platz sieben unter den nicht-übertragbaren Krankheiten und auf dem ersten Platz unter den neurologischen Erkrankungen (zitiert nach [1]).

enn man nur eine Sache über Migräne weiß, dann sollte es diese Einordnung des Grads der Behinderung sein. Natürlich weiß man auch, dass Migräne Kopfschmerzen sind. Also doch schon zwei Sachen?

Eigentlich nicht, denn beides muss man erst einmal richtigstellen.

Zum einen: Migräne ist eine Krankheit, Kopfschmerzen sind ein Symptom. Äpfel sind Äpfel. Birnen sind Birnen. Soll heißen: Migräne ist kein Kopfschmerz sondern eine äußerst komplexe Erkrankung mit sehr vielfältigen, teils äußerst behindernden Symptomen. Und zum anderen: Die genaue Platzierung in der Weltrangliste der am stärksten die Gesundheit belastenden Erkrankungen ist nicht so ernst zu nehmen. Es geht hier nicht um Gold, Silber, Bronze oder auch mal um Platz 19. Das kann durchaus variieren. Denn diese Platzierungen hängen natürlich davon ab, wie die Maßeinheit ,,Gesundheitsbelastung" quantifiziert wird. In einer vorherigen WHO-Studie über die Schwere der Behinderungen rangierte Migräne zum Beispiel noch etwas weiter unten auf Rang 19 – bei geschätzt über 12 000 Krankheiten. Wobei es gute Gründe gibt, die Bewertung der aktuellen Studie als fairer anzusehen; so waren z.B. Behinderungen aufgrund von Unfällen ehemals einbezogen.

Wenn man also doch nur eine Sache über Migräne wissen will, die unbezweifelbar richtig ist, dann diese: Migräne ist weltweit eine der führenden Ursachen für Behinderung. Der  Grund ist vor allem, dass diese Krankheit sehr häufige vorkommt. Etwa 14% der Erwachsenen leiden unter Migräne zumindest in einer Phase ihres Lebens. Andere Studien kommen sogar auf 23% [2], auch dieser Wert der sogenannten Lebenszeitprävalenz ist variabel. Der Wert 14% ist die niedrigste Schätzung, die ich finden konnte. Eine Faustregel lautet: 1% der Menschheit erleidet an 1 Tag pro Woche 1 Migräneattacke. Hinzu kommt, dass Migräne mit vielen anderen, auch häufigen und stark behindernden Krankheiten zusammenhängt. Unter diesen sind Angst- und affektive Störungen die häufigsten, aber es gibt auch Begleiterkrankungen wie Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Epilepsie, Atemwegsstörungen und Magen-Darm-Störungen (zitiert nach [1]).

Daraus folgt, dass mehr Migräneforschung nötig ist. (Was nicht überraschen sollte, wenn ein Migräneforscher das schreibt.) Die finanzielle Förderung der Forschung soll der Bedeutung der Migräne gerecht werden. Das ist Ziel und Zweck solcher vergleichenden WHO-Studien, die Ausweitung der Forschungsförderung gemäß objektivierter Indikatoren auszurichten und dazu den wissenschaftspolitisch Verantwortlichen Anhaltspunkte zu geben. Bisher reflektiert die Forschungsförderung der Migräne ihre unterschwellige sowie offen zur Schau gestellte Geringschätzung.

http://www.scilogs.de/graue-substanz/wenn-man-nur-eine-sache-ueber-migraene-weiss-dann-diese/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=wenn-man-nur-eine-sache-ueber-migraene-weiss-dann-diese
Liebe Grüße Ann